von Monika Jacob

Der riesige, viergeschossige Backsteinbau der heutigen 68. Oberschule wird im Volksmund noch immer gerne „Rote Schule“ genannt. Bis zum Jahr 1952 war es auch unsere Schule. Das Gebäude mit seinen doppelflügligen Eingangsportalen (eines für Mädchen und eines für Knaben), den ausgetretenen Holztreppen und gedrechselten Geländern ist uns allen gut im Gedächtnis geblieben. Dank Nachkriegszeit war der Unterricht dort mehr oder weniger planmäßig. Wir haben natürlich trotzdem viel gelernt und unsere Schulzeit war unvergesslich!

Im Mai 2014 haben wir das 1891 als Schule eröffnete Gebäude besucht und staunten sehr über die komplette Sanierung: Ein vergrößerter Schulhof, eine neue Schulbibliothek, eine moderne Mensa, Mehrzweckräume und Raum für Inklusion.

Lustige Erinnerungen rufen wir bei unseren Treffen immer wieder wach, z.B., dass wir als Schulanfänger etwas spöttisch „Erstenkrutzscher“ gerufen wurden. Ja und daheim kauften wir regelmäßig mit Lebensmittelkarten ein. So war es eben damals.

In der Nachkriegszeit erhielten wir hier in der Schule sogar eine Schulspeisung, z.T. mit 8g Fleischeinlage! Dieses Essen war schon manchmal fürchterlich, aber wir hatten ja Hunger. Eine Kohlrübensuppe war eigentlich mehr dazu angetan, sich das Essen ganz abzugewöhnen. Aber wir hatten ja Hunger, er war unser ständiger Begleiter. Manchmal gab es auch Milchnudeln. Das war ein Festtag, besonders für mich! Die erste Schokolade hieß übrigens „Vitalade“, eine nur nach Schokolade aussehende, aber nicht danach schmeckende Masse. Das Leben war eher bescheiden.
Wir erinnern uns, dass wir beispielsweise anfangs mit „Igelit-Schuhen“ kamen (im Winter waren sie sehr kalt und im Sommer bekam man feuchte Füße). Manche Schulstunden hatte jede von uns wohl auch mal stehend zugebracht. Zu der Zeit waren Stromsperren üblich, sodass die Kerzen daheim nicht nur der feierlichen Stimmung dienten. In der Freizeit sammelten wir gemeinsam Kartoffelkäfer und Buntmetall.

Auf dem Schulhof spielten wir viel, u.a. „Himmelhubbe“, „Völkerball“, „Bürger, Bauer, Bettelmann“, Verstecke usw. Besonderen Spaß hatten wir immer am „Tauchscher“ (die Wurzeln waren im Mittelalter), ein tolles Spektakel, an dem wir uns stets recht lustig verkleideten.

Ja und nun ist das alles schon 70 Jahre her, dass wir im Juli 1952 aus der damaligen 37. Grundschule in der Breitenfelder Straße 19 erfolgreich entlassen wurden. Im Mai 2001 trafen wir Ehemalige uns zum ersten Mal wieder und seitdem treffen wir uns regelmäßig jährlich mindestens zwei Mal. Viele kommen aus anderen Bundesländern und wohnen heute in Aachen, Duisburg, Dresden, Köln, Remscheid, Oberursel, Freising oder der Umgebung von Darmstadt bzw. Marburg. Bei diesem ersten, sehr lustigen Treffen im „Arabischen Coffee Baum“ stellten wir fest, dass auf alle Fälle aus allen etwas geworden ist!

Auch an unsere damaligen Lehrerinnen und Lehrer (Frau Manig, Frau Gasch, Frau Stoffregen und Herr Theil) erinnern wir uns oft und gern. Einige von ihnen waren sogar bei unseren ersten Treffen mit dabei. Wir sind unseren ehemaligen Lehrkräften von Herzen dankbar!

Bei unseren Treffen haben wir immer richtig viel Spaß. Manch eine bewahrt es sicher auch vor Einsamkeit. All unsere Schulerinnerungen von damals fügen wir ineinander wie in einem kleinen Puzzlespiel und da kommt echt viel zusammen. Kaum zu glauben nach so langer Zeit!

Selbst beim großen Jubiläumsfest „700 Jahre Gohlis“ am 12.08. 2017 waren wir dabei und wurden sogar vom Oberbürgermeister Burkhard Jung herzlich begrüßt.

Eines wünschen wir uns alle: Hoffentlich können wir uns noch sehr lange gemeinsam treffen und lachen.