Die Durchführung des großen Straßenfestes zu 675-Jahre Gohlis und die Verhinderung des Verkaufs des Budde-Haues gehören zu den Gründungsmotiven des Bürgerverein Gohlis im Jahre 1992. Schnell kam ein weiteres Projekt dazu: die Würdigung des Gohliser Anger als das Zentrum des ehemaligen Dorfes Gohlis.

Gohliser Anger von 1992 bis 2023

Dieser „Raum“ war über lange Zeit zentraler Punkt des Lebens in Gohlis. Sei es als Ort der Schule oder der Gerichts- und Gemeindestube. 30 Jahre hat es dann gedauert, bis im April 2023 die Zweckentfremdung des Angers als inoffiziellen Parkplatz beseitigt und der Platz mit Mitteln aus dem städtischen Haushalt saniert wurde. Dem vorangegangen war eine Bürgerbeteiligung, die sich klar für eine Anlehnung an eine historische Variante der Sanierung des Angers ausspracht. Dafür erhielt die Stadt Leipzig sogar einen Preis.

Preisverleihung Gohliser Anger

Dazu der zuständige Projektentwickler beim Amt für Stadtgrün und Gewässer Torsten Zech:

„Ich habe mich sehr gefreut, dass das engagierte, in Teamarbeit geplante und realisierte Vorhaben beim Sächsischen Landeswettbewerb „Gärten in der Stadt“ mit einem Sonderpreis prämiert wurde. Das zeigt, dass auch kleine Freiraumsituationen gerade in dicht bebauter Lage viel Potential haben, um positiv auf ihre Umgebung zu wirken und es wert sind, gut gestaltet zu werden.

In der Laudatio zur Preisverleihung wurde neben der Gestaltungsqualität besonders auf den Baumerhalt, die damit verbundenen Kompromisse, das Anliegen der Regenwasserversickerung, die Stärkung natürlicher Bodenfunktionen, das Relief und die Multicodierung des Technikschrankes mittels Infotafeln eingegangen.

Die Frage, ob jedes Objekt der Projektentwicklung ein Unikat ist, lässt sich generell und klar mit ja beantworten, da eine Vielzahl von Rahmenbedingungen (Lage, Größe, Bestand, Nutzungsabsicht…) immer anders sind. Trotz Einsatz von bewährten Detaillösungen und Standards bedarf es immer viel Engagement und Kreativität, um das Gelingen des Projektes sicherzustellen und auch die Nachhaltigkeit und Akzeptanz zu erreichen.“

Fragwürdige Benennung

Nun möchte man glauben, dass der Gohliser Anger nach der Sanierung zur Ruhe kommt und seinen Zweck als Aufenthaltsort und Kleinod in Gohlis Süd entfalten kann. Leider wird die Ruhe durch einen Antrag der Fraktion der Freibeuter im Stadtrat, den Platz in Turmgutplatz – Gohliser Anger umzubenennen, gestört. Die Stadtverwaltung setzt noch einen drauf und schlägt angesichts der Aversion gegen Doppelbenennungen vor, Gohliser Anger ganz aus dem Stadtteilbild zu streichen und den Platz nur Turmgutplatz zu nennen.

Angesichts solcher Geschichtsvergessenheit hat der Bürgerverein Gohlis dem Stadtbezirksbeirat Nord vorgeschlagen, die Bezeichnung Gohliser Anger offiziell ins Straßenverzeichnis der Stadt Leipzig aufzunehmen und somit jegliche ahistorischen Debatten, um den Platz ein für alle Male zu beenden. Diesem Vorschlag folgte das Gremium in seiner Sitzung am 08. Februar. Finale Entscheidungsbefugnis hat der Stadtrat. Dieser tagt am 28. Februar. Wir werden als Verein weiterhin dafür kämpfen, dass dem Votum des lokalen Gremiums gefolgt wird und werden dies gegenüber den Vertretern der Verwaltung und der Stadtratsfraktionen einfordern. Über die Ergebnisse dieses Vorhabens berichten wir in der nächsten Ausgabe.

Autor: Tino Bucksch

Anmerkung: am 28.02. ist der Stadtrat dem Antrag fast einstimmig gefolgt. Die Bezeichnung Gohliser Anger ist nun offiziell ins Verzeichnis der Stadt aufgenommen.