von Peter Petzka

Kunst made in Gohlis

Ich weiß nicht, wie oft ich schon an dem markanten Gebäude in der Lindenthaler Str. 61-65 vorbei gefahren bin. Noch nie hatte ich mich gefragt, was sich in dem Gebäude befindet. Aber irgendwann ist es immer das erste Mal und ich habe im Internet recherchiert. Später hatte ich die Gelegenheit, mit Kerstin Herrlich, einer der ersten Mieter im Haus zu sprechen.

„2018/19 bestand das Orgateam der Nacht der Kunst aus 3 Mitarbeiterinnen, damals noch für verschiedene kleine Locationen zuständig. Wir haben angefangen, alles ein bisschen anders als bisher zu machen. Wir wollten zweigleisig fahren, einmal richtig gute Künstler verpflichten und es gleichzeitig auch für die Besucher interessant zu gestalten. Die Besucher sollten wissen, dort stellen gute Künstler aus! Ganz gleich, ob Freizeitkünstler oder Künstler, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen und sich einfach mal ausprobieren wollen, sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Werke zu präsentieren. Ziel ist es, dass Leute, die sonst nicht unbedingt in eine Galerie gehen würden, trotzdem Zugang zur Kunst finden. Immer wieder wird bestätigt, dass hier für jeden etwas dabei ist.“

„Auf der Suche nach großen Ausstellungsflächen zur Nacht der Kunst – dem großen Kunst- und Kulturfestival im Leipziger Norden, bin ich Anfang 2019 auf eine Anzeige im Leipziger Amtsblatt gestoßen in der es um das Gebäude in der Lindenthaler Str. ging.“

Auf dem Gelände befand sich bis 1990 die Firma Fahrzeugbau Stoye. Sie produzierten Seitenwagengespanne. Aber das ist eine andere spannende Geschichte.  Das jetzige Gebäude, ein ehemaliges Autohaus, wurde als Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Allerdings war der Bedarf an Unterkünften zu der Zeit nicht mehr vorhanden und das riesige Gebäude stand leer.

Die Kreativwirtschaft hatte sich im Stadtrat für die Umnutzung des leerstehenden Gebäudes stark gemacht. Nach einem weiteren ¾ Jahr wurde das Haus Anfang September für die Kreativwirtschaft freigegeben. Schon drei Tage später fand die Nacht der Kunst das erste Mal auch im neuen Gebäude statt. Alles war mit der heißen Nadel gestrickt, wie man so sagt. Die Menge an Besuchern übertraf alle Erwartungen.
Der neue Kulturstandort im Leipziger Norden fand in der Bevölkerung großen Anklang.

Aber noch stand das Haus leer. Ende 2019 zogen die ersten Künstler ein. Das Haus ist zurzeit vollständig belegt mit Malern, Grafikern, Bildhauern, Musikern, Musikinstrumentenbauern, Klavierbauern und vielen anderen Künstlern. Wie soll aber nun das Kind heißen? Ursprünglich hatte das Haus den passenden Namen „Atelierhaus“. Danach wurde es in „Kunst- und Kreativhaus“ umbenannt – es war aber ein bisschen schwierig zu sprechen. Nach vielen, langen Diskussionen einigte sich die Mehrheit der Mieter auf den Namen „KUNSTTANKER“. Die Form des Gebäudes erinnert ein wenig an ein Schiff.

In den nächsten Ausgaben des Gohlis Forums mehr über das Haus, die Künstler und deren Werke. Also – nächste Ausgabe nicht verpassen!

KUNSTTANKER – KUNST TANKEN