Sonntag, 20. März, Budde-Haus, Lützowstraße 19, 04157 Leipzig

Lesung: 16.00 – 17.00 Uhr
Autor: Günter Gentsch
Titel: Eine Verteidigung der Muße
Musik: Karoline Borleis
Moderation: Peter Niemann
Eintritt: frei

Jahrhundertelang bis in unsere Zeit blieb der Lebens- und Denkhaltung der Muße, des tätigen Nichtstuns, eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz versagt. Ja, sie erfuhr geradezu eine Geringschätzung, auf die man schon in den Worten des protestantischen Reformators Martin Luther stößt: „Von Arbeit stirbt kein Mensch, aber von Ledig- und Müßiggehen kommen die Leute um Leib und Leben…“ In gegenwärtigen Zeiten hat sich freilich die Dynamik der Lebensabläufe so beschleunigt, der Arbeitsdruck so intensiviert und die Flut der Kommunikation so gesteigert, dass das Verlangen und der Ruf nach mehr Muße, nach mehr Innehalten, nach einem temporären schöpferischen Ausscheren aus den kaum noch zu bewältigenden gesellschaftlichen Zwängen immer vernehmlicher werden. Sich wieder an die Erkenntnisse antiker Gelehrter erinnernd, vornehmlich an die von Aristoteles gepriesene Ganzheit von Muße, Kreativität und Glückseligkeit, rückt mit einem Mal der vielfältige Gewinn eines schöpferischen Untätigseins als einer besonderen Lebensqualität
für den Einzelnen wie für die Gemeinschaft ins Zentrum der Betrachtungen. Welch vorher kaum wahrnehmbare Türen sich da auftun, welch neue förderliche Anstöße Geist und Körper erfahren – all das wird in dem mit lockerer Hand verfassten Essay zu fast greifbarer Realität. An den Text fügen sich an Betrachtungen zum Frauenbild der Lady Mary Montagu und zum Einfallsreichtum Voltaires. Musikalische Akzente setzt Karoline Borleis auf der Bratsche.