von Matthias Reichmuth

Gohlis hat sich in den letzten 12 Jahren deutlich verdichtet, denn die Einwohnerzahl ist um fast 22 % gestiegen, während die Siedlungsfläche kaum zugenommen hat. Das verdeutlicht diese tabellarische Übersicht zur Zahl der Einwohner, die das Leipziger Amt für Statistik und Wahlen jeweils zum Jahresende der betreffenden Jahre mit Hauptwohnsitz in Gohlis erfasst hatte:

Ortsteil 2010 2015 2020 2021 2022 Ew. je km² 2022
Gohlis-Süd 16.185 17.963 18.770 18.750 19.058 9.577
Gohlis-Mitte 14.240 15.937 17.393 17.543 17.748 13.758
Gohlis-Nord 8.167 8.703 9.761 10.128 10.252 5.025
ganz Gohlis 38.592 42.603 45.924 46.421 47.058 8.845

Die Einwohnerdichte je Quadratkilometer war jeweils in Gohlis-Mitte am höchsten, was auch daran liegt, dass zu Gohlis-Nord und zu Gohlis-Süd mehr Kleingartenanlagen und Grünflächen zählen.

Im Jahr 2022 ist die Einwohnerzahl fast nur im ersten Halbjahr gestiegen, was direkt mit dem Zustrom von Geflüchteten aus der Ukraine erklärt werden kann, die teils von Menschen aufgenommen wurden, die Ihre Wohn- oder Gästezimmer dafür bereitgestellt haben, denn die Wohnfläche konnte in diesem kurzen Zeitraum nicht im gleichen Maß steigen. So konnte auch mit weniger Beton etwas zur Verminderung der Wohnungsknappheit beigetragen werden.

Aber auch ohne das Zusammenrücken können in Gohlis-Mitte bald noch mehr Menschen wohnen, denn einige Bauprojekte sind in vollem Gang:

Das derzeit größte laufende Bauprojekt in Gohlis ist ein Sanierungsvorhaben der Vereinigten Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW): Zwischen Coppistraße, Kleiststraße, Dinterstraße und Lützowstraße ist es mit dem „Kleisthof“ fast ein gesamter Baublock mit insgesamt 132 Wohnungen, der seit etwas über einem Jahr saniert wird. Zunächst wurden die Dächer längs der Coppistraße und längs der Kleiststraße saniert, darunter wurde innen viel entkernt, um modernere Grundrisse für alle Zielgruppen zu schaffen. Im Innenhof entstanden inzwischen 97 Tiefgaragenstellplätze für rund 5 Millionen Euro, die Einfahrt ist von der Dinterstraße aus schon klar zu erkennen. Einer der Bäume im Innenhof wurde verschont, während der restliche grüne Innenhof für den Tiefgaragenbau gerodet wurde, über der Tiefgarage soll jedoch eine 60 bis 80 cm dicke Bodenschicht für die Zukunft eine neue Begrünung ermöglichen. Wer sich zum Bauprojekt näher informieren will, findet in größeren Abständen auch die Berichte der Bauherren unter https://vlw-eg.de/baublog oder in der Mitgliederzeitschrift „Umschau“, die auch als PDF auf der VLW-Internetseite zu finden ist. Erste Wohnungen sollen bis September 2023 bezugsfertig sein, bis Weihnachten 2024 dann alle. Schon über 200 Reservierungswünsche liegen vor, auch wenn den Mietpreisen nicht unter 11,- Euro je Quadratmeter liegen werden, war in der der LVZ zu lesen.

Noch früher fertig wird „Etkar“, ein Neubauprojekt mit 27 Eigentumswohnungen und 14 Tiefgaragenstellplätzen mit Blick auf den namenlosen kleinen Platz, an dem die Gottschallstraße, Etkar-André-Straße, Rudi-Opitz-Straße und Michael-Kazmierczak-Straße aus vier Richtungen zusammentreffen. Anfang Februar waren 23 der Eigentumswohnungen vom Investor verkauft. Die übrigen standen noch für Preise zwischen 4.919 und 5.124 Euro je Quadratmeter zum Verkauf. Bezugsfertig sollen die Wohnungen im zweiten Quartal dieses Jahres sein.

Auch in Gohlis-Süd gibt es bald wieder neuen Wohnraum, wenn auch etwas kleinteiliger: So wird das Eckhaus Gohliser Straße 32 (Ecke Fritz-Seger-Straße) nach Jahren des Leerstands endlich saniert. Schon vor Jahren mussten Gerüste die Passanten vor absturzgefährdeten Fassadenteilen schützen, lange hingen am Gerüst große Plakate über mehrere Etagen hinweg. Inzwischen wurde mit der Sanierung begonnen, das Dach wird komplett neu aufgebaut, im Innern wurde stark entkernt, da auch die bestehenden Geschossdecken nicht mehr zu retten waren. So gewinnt die Gohliser Straße an dieser markanten Stelle.

Wesentlich unauffälliger wäre eine andere Baustelle, hätte es nicht in den Wintermonaten auf der Eisenacher Straße einen Kran gegeben, der Umleitungen für den Autoverkehr mit sich brachte. Hinter den Hausnummern 56 bis 60 entsteht – innerhalb des Baublocks und daher von keiner Straße aus zu erkennen – ein Ensemble aus vier Einfamilienhäusern im Innenhof. An gleicher Stelle wurden zwischen 2015 und 2017 größere Flachbauten abgerissen (möglicherweise frühere Werkstätten). Die Rohbauten haben jeweils zwei Vollgeschosse und darüber eine etwas kleinere Etage mit Dachterrasse.

Es entstehen aber nicht nur Wohngebäude: Baumfällungen Ende Februar an der Georg-Schumann-Straße Ecke Bleichertstraße zeigen, dass bald ein langes geplantes Bauvorhaben beginnt: Die Leipziger Ahmadiyya-Gemeinde errichtet hier demnächst eine Moschee und damit den fünften Gohliser Sakralbau nach den vier Gohliser Kirchen verschiedener christlicher Konfessionen. Einen Architekturwettbewerb hatte es dazu bereits 2015 gegeben, auch die Finanzierung hatte die Gemeinde über Spenden bereits längere Zeit gesichert.

Neue Bäume wurden dagegen seit Jahresanfang längs der Cöthner Straße gepflanzt. Ähnlich wie in der Kasseler Straße wird der Straßenraum aus Sanierungsmitteln umgestaltet, der Abschnitt zwischen Mottelerstraße und Wiederitzscher Straße war im Februar als erster abgeschlossen.