von Ursula Hein

Bevor die Corona-Krise wirklich einbrach, wollte ich Samstag abends noch Kleinigkeiten fürs Wochenende kaufen, im Kaufland um die Ecke.
Aber – gähnende Leere in den Stellagen – keine einzige Kartoffel fand sich in den zahlreichen Behältnissen, die die ganze linke Seitenwand einnehmen. Ich gehe weiter, keine Eier mehr, weiter, keine (billigen) Teigwaren mehr und tatsächlich, was ich ja nicht glauben wollte: kein Toilettenpapier mehr. Und ich dachte, es sei eine Zeitungsente, obwohl ja der 1. April noch nicht angebrochen war.

Sind die Leute wirklich verrückt geworden? Wer braucht schon so viel Klopapier? Wer bunkert jetzt noch Kartoffeln? Kartoffeln, die schon langsam anfangen zu keimen. Oder will man in den Gohliser Fluren Kartoffeln anpflanzen so, wie zu Kriegszeiten? Frage an die sichtlich genervte Kassiererin, ja die Leute kauften wie verrückt. Es gäbe kein Toilettenpapier mehr. Haben sich jetzt meine Vorurteile bestätigt? Wo eine Schlange ist, steht der ehemalige DDR-Bürger an. Wo es etwas reichlich gibt, kauft man so viel wie früher, um dann zu tauschen? Aber nein, auch in anderen deutschen Ländern zeigt sich dieses Hamsterverhalten, auch im befreundeten und nicht befreundeten Ausland die gleichen Paniksymptome.

In der folgenden Woche wird es nicht besser, da kann die Wirtschaft, die Politik noch so viel beruhigen, man hamstert weiter. Inzwischen sind zwei Wochenenden ins Land gegangen. Vieles hat sich verändert. Die Leute halten sich an die Vorgaben. Man hält Abstand, wartet geduldig, bis man in die Geschäfte, in die Post, in die Bank eingelassen wird. Man geht auf die andere Straßenseite, wenn wir alten Leute entgegenkommen, oder wartet, bis wir vorbeigegangen sind. Manche tragen Mundschutz selbstgemacht oder gekauft, andere tragen Handschuhe. Man ist etwas achtsamer geworden im Miteinander.

Aber Toilettenpapier ist immer noch Mangelware. Hoffen wir, dass sich bis zum nächsten GohlisForum im Sommer alles wieder einigermaßen normalisiert hat. Bleiben Sie gesund.