lädt am 3. September von 16-24 Uhr in die Georg-Schumann-Straße ein.

56 Standorte und über 120 Künstler, die Malerei, Fotografie, Skulptur, Keramik, Zeichnungen und Installationen zeigen, erwarten die Besucher zur 7. Nacht der Kunst. KünstlerInnen und Standorte haben sich viel einfallen lassen: Konzerte, Lesungen, Buchvorstellungen und kulinarische Überraschungen ergänzen das Programm.

Auffällig ist in diesem Jahr das Interesse von Unternehmen und Händlern aus den Gohliser Seitenstraßen. So nehmen zum ersten Mal  das Atelier „Turm“ in der Lützowstr. 34, das Tonstudio „Echolux“ (Sassstr. 32a) und die Läden „40 Wochen“, „Foto Herbst“ und „Body Vitales“ in der Lindenthaler Straße teil.

Neben den Ausstellungen in Geschäften und Leerständen regt die Nacht der Kunst gezielt drei Projekte im öffentlichen Raum an. Erstmals wird es mit dem Thema „Gewalt“ eine Klammer geben, die die Projekte inhaltlich verbindet.  Christoph Hundhammer greift mit seiner Skulptur die biblische Geschichte um Judith und Holofernes auf.
Marek Brandt zeigt in seiner Video- und Soundinstallation Menschen verschiedener Kulturen und ihren Umgang mit Protest und Gewalt.
Diana Wesser reflektiert in ihrem performativen Stadtspaziergang anhand von Interviews mit Anwohnern und Geschäftsinhabern die Bezeichnung der Georg-Schumann- Straße als „rostigen Nagel“.

Kuratiert werden die Projekte von der Kunsthistorikerin Alrun Tauché. Sie zeigt sich erfreut, dass sich die Künstler mit ihren ganz unterschiedlichen Herangehensweisen diesem aktuellen Thema widmen und zum Nachdenken anregen. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Projekten und zur Nacht der Kunst  finden Sie auf www.ndk-leipzig.de.

Anke Laufe

Abb.: Zwei von insgesamt vier Postkartenmotiven mit Illustrationen von u.a. James Turek und Kathrin Cruz

Metulczki – Spalier

Metulczki, Die Kunden, 2015, 140 x 150 cm, Acryl auf LW

Metulczki, Die Kunden, 2015, 140 x 150 cm, Acryl auf LW

Metulczki widmet sich seit über zehn Jahren dem Thema Bier. In den fotorealistischen an holländische Stilleben erinnernden sogenannten Trinkgedächtnissen stehen an menschenleeren Tresen und Tischen ein bis zwei gut gefüllte Biergläser in harmonischer Komposition. Die starken Lichteinfälle lassen Reflexionen am und im Glas sichtbar werden, die dem profanen Gegenstand eine überirdische, ja mystische Ausstrahlung verleihen. Diese Bilder strahlen Lebendigkeit aus, begeistern durch ihre Präzision und berühren durch die innewohnende Rätselhaftigkeit und dezent gebrochene Romantik.

Recht gegensätzlich wirken hierzu die Arbeiten der Serie „Kühlschrankbilder“ in Metulczkis Oeuvre. Einzelne oder auch mehrere Personen werden schemenhaft dargestellt. Das nebulöse Umfeld der Figuren lenkt das Augenmerk noch mehr auf die Menschen und beraubt sie einer Verortung. Sie werden in einen undefinierten Kunstraum  erhoben. Damit ist der Kern getroffen, denn es handelt sich bei den Protagonisten um  Tippelbrüder und Trinker, die zum Teil ein Leben ohne festen Wohnsitz führen. Man findet sie in Parks und anderen öffentlichen Orten, offensichtlich und doch verborgen.

Einzigartig ist nicht nur die Thematik und Auseinandersetzung mit den Außenseitern und oftmals als Störfaktoren wahrgenommenen Menschen, sondern die annehmende Darstellung. Metulczki geht es um einen menschlich-empathischen und zugleich distanzierten, beinahe wissenschaftlichen Blick. Formal wird die innewohnende Ambivalenz durch das Wechselspiel von Transparenz, Klarheit und harten Kontrasten mit Unschärfen, verschwommenen Bereichen und Farbverläufen umgesetzt.

Metulczkis Bilder sind im Grunde genommen ein Aufruf zur Solidarisierung und zur Menschlichkeit. Der Künstler zeigt Menschen mit ihrer Geschichte in all ihrer Tragik und Würde. Er macht auf dezente und zugleich humorvolle Art und Weise durch seine Kunst auf die Vielfalt der Lebensentwürfe aufmerksam und ist dabei immer ein großer Humanist.

 

Ausstellung im Bürgerverein Gohlis e. V. Metulczki – Spalier Malerei 03.09. – 21.10.2016 Bürgerbüro Gohlis Forum / Bürgerverein Gohlis e.V, Lindenthaler Straße 34, 04155 Leipzig

Eröffnung: Sonnabend, 03. September 2016, ab 18.00 Uhr im Rahmen der 7. Nacht der Kunst in der Georg-Schuhmann-Straße

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