Von Matthias Judt

Vor etwas weniger als einem Jahr haben mich die Mitglieder des Bürgervereins Gohlis zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Nun, mitten in der Wahlperiode, muss ich meinen Abschied nehmen. Es hat mich Anfang Oktober berufsbedingt ins Brandenburgische verschlagen. Ich ziehe zwar nicht aus Gohlis weg, aber unter der Woche kann ich mich nicht mehr um die Angelegenheiten des Vereins kümmern.

Das Jahr war vollgepackt mit manch einem großen und kleinen Problem. Der Erfolg des Geschichtsbuches, von dem beim Fest zum 700. Geburtstag unseres Ortsteils so viele Exemplare verkauft wurden, wie ich für einen Zeitraum von zwei Jahren erwartet hatte, war überraschend. Das Fest selbst kam bei den Bürgern sehr gut an, und ich bin dankbar für die große Unterstützung, die wir aus der Bürgerschaft dabei erhalten haben. Durch das ungebrochene Engagement meines Vorgängers im Amt Peter Niemann konnten auch ursprünglich für 2016 vorgesehene Zahlungen der Stadt an den Bürgerverein in diesem Jahr umgesetzt werden. Zusammen mit den Einnahmen aus dem Fest und den Buchverkäufen steht der Verein heute so gut da wie lange nicht: Noch am Jahresanfang waren meine Befürchtungen groß, dass wir die Aufgaben, die das Jahr uns stellte, zu groß sein könnten und das dafür notwendige Geld zu klein.

Manches haben wir noch nicht geschafft. Eigentlich wollten wir längst zurück ins Budde-Haus gezogen sein, aber es fehlt noch der Nachmieter für unsere Räumlichkeiten in der Lindenthaler Straße. Nichtsdestotrotz haben wir bereits ein Büro und einen Lagerraum dort angemietet. Der veränderte Vorstand wird nun Schritt für Schritt den Umzug angehen.

Die Monate waren für mich zudem eine Schule in bürgerschaftlichem Engagement. Als Vorsitzender musste ich mich ja um die vielen kleinen Entscheidungen kümmern. Da war es für mich eine enorme Entlastung, dass fast alle Projekte von ganz allein liefen, seien es die sportlichen Seniorinnen, das Seniorencafé, die Alltagsbegleiter, die Sprechstunden zu Asyl und Flüchtlingen oder die AG Mobilität und Verkehr und das Projekt „Weltoffenes Sachsen“. Die Zusammenarbeit mit der AG Stadtteilgeschichte hatte ich mir einfacher vorgestellt, aber am Ende steht dort das erste Buch zur Geschichte des Ortsteils Gohlis.

Das neue Projekt zur Stadtteilgeschichte möchte der Bürgerverein in Kooperation mit dem Friedrich-Schiller-Gymnasium durchführen. Zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in Gohlis wollen wir eine Ausstellung eröffnen. Jugendliche sollen dafür Zeitzeugen befragen und so Erlebnisberichte aus der Zeit der Ereignisse vom Herbst 1989 selbst und ihren Folgen zusammentragen. Sie, liebe Gohliserinnen und Gohliser, sind herzlich eingeladen, Fotos bereitzustellen, ja, sich selbst als Interviewpartner bereitzuhalten.

Am 15. November 2017 wird es bei der Mitgliederversammlung zwei Nachwahlen geben. Neben mir scheidet Andreas Praße aus dem Amt, den es ebenfalls berufsbedingt aus Leipzig geführt hat. Er hat sich seit 2014 unermüdlich eingebracht, als „Vertriebschef“ des Gohlis Forum, als Mitorganisator des Interkulturellen Fußballturniers, des Erntedankfestes und vieler anderer – kleiner und großer – Aktivitäten des Vereins. Andreas, ich bedanke mich von ganzem Herzen für die Unterstützung, die Du mir und dem Verein zuteil hast werden lassen. Bei den anderen Mitgliedern des Vorstandes bedanke ich mich ebenfalls. Der Verein ist bei ihnen in guten Händen, und die neu hinzukommenden Vorstandsmitglieder werden sicherlich ein guter Ersatz für Andreas Praße und mich sein.
Vorsitzender eines Bürgervereins zu sein macht nicht an jedem Tag Spaß, aber was ich mochte, war mitzuhelfen, so manchen Stein aus dem Weg zu räumen. Machen Sie es gut, liebe Gohliserinnen und Gohliser. Ich sage beim Abschied leise „Servus“.

 

Foto: Andreas Reichelt