In der Kleingartenanlage Westgohliser Gartenkolonie 1921 e.V. ist in den letzten beiden Jahren ein Kräutergarten nach Hildegard von Bingen als Projektgarten entstanden. Im ersten Jahr wurde kräftig entrümpelt, Unkraut entfernt und umgegraben. Die Enttäuschung war zunächst groß, dass die über Jahre vernachlässigte Laube so große Nässeschäden davon getragen hatte. Das Abriss der Laube und damit das Aus des Projektes drohte, denn die Akteure stemmen alles aus eigener Kraft und eigenen finanziellen Mitteln.

Die Gruppe entschied sich zur Sanierung. 14 Arbeitseinsätze waren notwendig, und das Dach und die Hauptstützen des Daches waren erneuert. Wir wurden belohnt. Denn es stellte sich bei der Renovierung heraus, dass die Ursprungssubstanz und damit die Laube aus der Gründungszeit des Vereines stammten. Dies bestätigten die Enkel der Pächter benachbarter Gärten.

Im letzten Jahr nun waren die Fertigstellung der Beete und die erste Bepflanzung an der Reihe. Auch hier machten wir aus der Not eine Tugend. Im Herbst hatte ein Gewitter einen Baum im öffentlichen Raum vor unserer Anlage zerstört. Die Äste nutzten wir, um gemäß einem Klostergarten eine schlichte Beetumrandung zu schaffen. Das Experiment gelang. Die Bepflanzung zeigt die alten Pflanzensorten wie auch Neuzüchtungen unserer Tage. So finden sich zum Beispiel die Acker- und die Bachminze, also die Minzen aus Hildegards Zeiten neben Basilikum-, Feigen-, Wein- oder Lavendelminze. Wir haben uns bewusst entschieden, keine Pflanzen in den Garten zu nehmen, die heute keine Anwendung mehr finden oder Hautreizungen auslösen könnten. Denn wir wollen die Ernte ja verwerten. Und wir erzählen die Geschichten der Pflanzen. Wann sie den Weg zu uns nach Mitteleuropa gefunden haben, was sich die Menschen über sie erzählt haben und wie und wofür sie sie genutzt haben. Und natürlich auch, was wir daraus machen.

Stolz sind wir, dass wir im bundesweiten Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“ 2017 den 4. Platz belegt haben und die Jury mit unserem Garten überzeugen konnten – und das im ersten Jahr des Bestehens.
Der Garten wird 2018 am Samstag, den 2. Juni, sowie am 4. August jeweils ab 15.00 Uhr für interessierte Besucher ohne Anmeldung geöffnet. Gruppen ab vier Personen können gern einen individuellen Termin vereinbaren.
Es ist uns ein Anliegen, Mut zu machen zum eigenen Anbau. Den Erfahrungsaustausch zwischen Klein- und Balkongärtnern zu fördern. Gemeinsame Aktivitäten zu planen und durchzuführen. Den Auftakt bildete dieses Jahr der Besuch und die Führung durch das Sächsische Apothekenmuseum hier in Leipzig am 22. Februar. Wir durften ganz praktisch Hand anlegen und Tabletten herstellen. Im dritten Jahr in Folge organisieren wir auch Ausflugsfahrten in einem Kleinbus für sieben Personen. Letztes Jahr sind wir u. a. zur IGA in Berlin gefahren und zur Staudengärtnerei Foerster. Dieses Jahr wird der Höhepunkt der Besuch des Gartens von Max Liebermann, den wir mit einer Führung über den Baumpfadweg in Beelitz kombinieren. Immer sind für die Kleingruppe bestellte Führungen dabei, immer haben wir gute Tipps gehabt, wo es sich kulinarisch zwischendurch gut ausruhen lässt.

Sie finden aktuelle Infos unter der Website des Vereines www.westgohliser1921.de, das Projektteam unter E-Mail hildegard-garten-westgohlis@web.de sowie aktuelle Infos, Anfragen und Buchungen zu den Fahrten bei Thomas Buhler-Grashoff, Telefon +49 177 5902608.
Birgit Aßmann