Das Heinrich-Budde-Haus in der Lützowstraße 19; Foto: Andreas Reichelt

Zum 1. Januar 2017 bekommt das Budde-Haus einen neuen Betreiber. Der FAIRbund e. V. aus Leipzig hat im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens des Kulturamtes der Stadt Leipzig mit seinem Konzept das Bewertungsgremium überzeugt und wird künftig die Geschicke des soziokulturellen Zen­trums lenken. Wir sprachen mit René Boitz, Geschäftsführer des FAIRbund, Silke Hirschfeld, Öffentlichkeitsarbeiterin des FAIRbund und Jürgen Schrödl, dem künftigen Leiter des Budde-Hauses.

Wie laufen die Vorbereitungen?
R. Boitz: „Auf Hochtouren. Und das bereits seit August. Es gibt viel zu klären, zu planen, vorzudenken. Wir führen unter anderem mit den rund fünfundzwanzig Nutzern des Budde-Hauses und des Geländes Gespräche. Es sind gute Gespräche und wir spüren Offenheit und Zustimmung, dass sich wieder jemand vor Ort den Hut aufsetzt.“

J. Schrödl: „Die Zusammenarbeit mit den derzeitigen Nutzern ist ein wichtiger Baustein unseres Betreibungskonzeptes. Wir wollen damit auch das Zusammenwirken der Nutzer untereinander befördern. Das Haus bietet eine Menge inhaltlicher Potentiale. Das sieht man aber momentan erst auf den zweiten Blick.“

Der FAIRbund ist in Leipzig seit 1993 mit Projekten und Einrichtungen in der Jugendhilfe tätig. Wieso die Bewerbung für ein soziokulturelles Zentrum?
S. Hirschfeld: „Wir haben uns das reiflich überlegt. Wir sehen etliche inhaltliche Anknüpfungspunkte zu unseren derzeitigen Projekten. Wir haben jede Menge Erfahrung bei der Betreibung von Objekten, beim Aufbau neuer Projekte, bei der Veranstaltungsorganisation. Wir bringen die materiellen, ideellen und personellen Voraussetzungen mit. Und wir haben viele Kontakte in Gohlis. Wir sind hier Zuhause. Unsere Geschäftsstelle liegt fast um die Ecke des Budde-Hauses.“

Wie sehen Ihre Pläne aus?
J. Schrödl: „Wir wollen das, was hier derzeit stattfindet, weiterentwickeln. Wir wollen eine neue Attraktivität schaffen, eine neue Öffentlichkeit, mehr inhaltliche Abwechslung, neue kulturelle Impulse setzen. Das ganze soziokulturelle Ensemble aus den vier Säulen – Biergarten, Skulpturengarten, Kreativitätswerkstatt und der Villa – soll erlebbarer werden für die Gohliser.“

S. Hirschfeld: „Mit den Gohlisern sind die Jüngeren, die Mittleren wie die Älteren gemeint. Wir sind ein Stadtteilkulturzentrum, das den Raum bietet für Freizeitaktivitäten, Begegnung und Kommunikation für die Menschen, die hier wohnen. Und natürlich für ihren Kulturgenuss. Den finden die Gohliser jetzt wieder mehr vor ihrer Haustür.“

Den finden die Gohliser aber auch im Anker und im Geyserhaus.
R. Boitz: „Wir wollen das kulturelle Angebot im Norden ergänzen. Große Veranstaltungsformen sind bei uns räumlich nicht möglich. Wir konzentrieren uns auf vier Bereiche: Begegnung und Bildung, Film und Literatur, Kunst und Konzert sowie Feste und Feiern. Wir suchen uns dafür immer Partner und haben da schon etliche Ideen. Wollen das aber auch behutsam aufbauen.“

S. Hirschfeld: „Zum Anker und Geyserhaus pflegen wir heute schon gute Beziehungen, und wollen die Zusammenarbeit auf jeden Fall intensivieren. So entsteht eine neue „Achse der Soziokultur“ im Norden von Leipzig. Jedes Zentrum mit unterschiedlichen Schwerpunkten.“

Apropos: Wen sehen Sie denn noch als Partner für Ihre Arbeit im Budde-Haus?
J. Schrödl: „Einer davon sitzt schon vor uns: der Bürgerverein Gohlis. Er hatte ja lange Zeit seinen Sitz im Budde-Haus und hat großen Anteil daran, dass es im Budde-Haus wieder vorangeht. Ein anderer Partner ist zum Beispiel der Kunst- und Kulturverein Gohlis, der hier bereits seit ein paar Jahren aktiv ist und den Gohliser Kultursommer organisiert. Wir werden aber auch zu anderen Akteuren in Gohlis die Fühler ausstrecken, und schauen, was man gemeinsam tun kann. Wir sind offen für alle privaten, gemeinnützigen und gewerblichen Anbieter von Kultur, Kunst, Bildung und Begegnung.“

Wie ist denn die bauliche Situation des Budde-Hauses?
R. Boitz: „Es gibt einige Einschränkungen durch den Brandschutz. Nicht alle Räume können voll genutzt werden. Wir haben keinen behindertengerechten Zugang. Die Elektrik ist nur teilweise auf dem nötigen Stand. Der Sanierungsbedarf ist nicht unerheblich. Aber wir wissen das, und wir werden damit umgehen. Wir wollen selbst investieren, wollen aber auch mittelfristig mit der Stadt Leipzig an einem Sanierungskonzept arbeiten.“

Wo wollen Sie investieren?
R. Boitz: „Der Spielplatz soll attraktiver werden, ebenso die Toilettenanlagen. Die Möblierung braucht Erneuerung und Erweiterung, und wir schauen, dass wir ein paar ungenutzte Kellerräume auf Vordermann bringen können.“

Wann wird der Mietvertrag mit der Stadt unterzeichnet?
J. Schrödl: „Wir hoffen so schnell wie möglich. Noch liegt uns kein Entwurf vor (Anm. der Red.: zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Denn der Mietvertrag ist die Voraussetzung dafür, dass wir die Verträge mit den jetzigen Nutzern abschließen können. Und auch mit neuen Interessenten. Davon gibt es nämlich schon einige. Da treten wir momentan auf der Stelle.“

Wann wird Ihr Startschuss im Budde-Haus sein?
S. Hirschfeld: „Am Sonntag, dem 22. Januar 2017 laden wir die Gohliser den ganzen Tag zum Neujahrsempfang ins Budde-Haus ein. Es ist ein Tag der Offenen Tür, um das Haus mal zu beschnuppern. Für die, die es noch nie von innen gesehen haben und für die, die es mal wieder sehen möchten.“

Das Gespräch führte Peter Niemann

Das neue Budde-Haus Infoveranstaltung mit dem neuen Betreiber FAIRbund e. V. Montag, 5. Dezember 2016, 19.00 Uhr Bürgerverein Gohlis e. V. Lindenthaler Straße 34, 04155 Leipzig